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Kuba 2011

Cuba 2011

Nachdem sich Papa schon seit langer Zeit entgegen seinem allgemeinen Einstellung, dass man alles besser im Fernsehen erleben kann, doch noch eine Reise gewünscht hat, und ich ja ein Jahr Bildungskarenz habe, sind wir am 17.11. aufgebrochen.

Geplant war, um 5 Uhr früh mit dem Shuttletaxi nach München gebracht zu werden und dann um 11 Uhr nach Paris weiterzufliegen, von wo um 13.45 der Flug nach Havana startet. Da der Flug noch offen war, hatte ich auch keine größere Bedenken, habe Pa jedoch umfangreich gebrieft.

Hotels und Auto waren vorausgebucht, ebenso der Inlandsflug.

3 Tage Havanna, 3 Tage Varadero AI, 12 Tage mit dem Auto durch Kuba, davon wieder 3 Tage AI in Cayo de Coco, anschließend 3 Tage AI in Playa Pesquera, Rückflug und endlich noch 3 Tage Havanna lautete der Plan.

Der erste Strich kam mit dem Nebel, unser Flug wurde gecancelled und so fanden wir uns 12 Stunden nach der Abfahrt wieder in Salzburg. Zumindest kam Pa zu den vergessenen Zähnen.

Next day lucky war die Devise, obwohl sich die Buchungen für mich inzwischen drastisch verschlechtert hatten, und ich kam auch noch nach Paris, wo ich mich in eine Stand By Schlange einreihen musste, während Pa nach Kuba abhob. Der zweite Flug des Tages war auch voll, wurde uns höflich aber lapidar mitgeteilt, und so sehe es auch die kommenden Tage aus. Notszenarien waren geplant, aber es gelang mir, da ohne Gepäck bis zum Gate vorzudringen, und siehe da, ein Platz war noch frei. Frust, als ich wieder aufstehen musste, aber glücklicherweise nur auf einen anderen Sitzplatz und so hob ich 3 Stunden nach Pa ab, und traf ihn dann auch am Flughafen in Havanna, wo er die gleiche Zeit auf mich gewartet hatte.

Ein Taxi brachte uns ins zentral gelegene Hotel Deauville, und nach einem kurzen Spaziergang fielen wir nach 25 Stunden Reise ins Bett.

Der nächste Tag war Havanna gewidmet, das wir in einer 6 stündigen Tour nach einem akzeptablen Frühstücksbuffet durchkreuzten.

Havanna, eine Mischung aus einigen prächtigen, renovierten und vielen halb bis ganz verfallenen Kolonialbauten. Freundliche, aber niemals aufdringliche Leute versuchen dem Touristen Zigarren, Führungen oder andere Dienstleistungen anzudrehen. Im lockeren Abstand durchkreuzen diese Szene Strassenkreuzer, deren 8 Zylinder Motoren mit rustikalem Charme schwarze Rußwolken ausströmen.

Heimatverbunden machen wir auf dem Plaza Viejo eine Pause in einer österreichischen Mikrobrauerei. Im Hotel eine kurze Runde am Pool und abends einen Spaziergang über die Avenida Italia. Ein netter Student/ Tourguide/ Taxichaffeur lädt sich noch auf einen Mojito mit uns ein und verspricht uns, die morgige Fahrt nach Varadero zu regeln, gegen ein kleines Geschenk. Havanna in einem Tag ist möglich!

Um 9 frage ich im Hotel nach, ob die von unserem selbsternannten Reiseleiter vorgeschlagene Option mittels Viazulbus möglich ist, kurze Nachfrage, alles ausgebucht, aber ein Cubantour Shuttlebus nimmt uns um 25.- mit und um 12.30 empfangen wir schon an der Rezeption des CUATRO PALMAS die Eintrittskarten ins 3tägige, grenzenlose Paradies, lilafarbene Armbänder.

Glücklicherweise sind die Zimmer erst um 16 Uhr beziehbar, und so können wir uns 3 Stunden an traumhaftem Strand, übervollem Buffet, unbeschränkten Cocktails und Snacks, sowie großartiger Poolanlage erfreuen. Als wir unsere Koffer dann zum vom Haupthaus etwas entfernten Bungalow tragen hat sich schon die erste Begeisterung gelegt, und wir sehen die Gesamtlage etwas kritischer. Es gibt von allem viel und es ist alles mittelmäßig, ausgenommen der Strand und Pool, die Spitze sind.

Die kommenden Tage verbringen wir mit Essen, Trinken, Spielen und Baden, in dieser Reihenfolge. Abends in einer Bar vor dem Hotel Live Concert und ich finde heraus, wie der Titel „Dancing in the Streets“ entstanden sein muss.

Es heißt Abschied nehmen, aber wir verlassen das Paradies freiwillig. Trotz unschlagbaren PreisLeistungsverhältnisses wollen wir wieder einige Abenteuer erleben. Zu diesem Zweck haben wir uns ein Auto namens Geely, chinesischer Produktion um 55.-CUC p.T. gemietet, mit welchem wir die kommenden 12 Tage die Insel durchqueren wollen.

Erste Station Cienfuegos. Historischer Stadtkern, renoviert und Herausgeputzt, Kirche, Theater, Fußgängerzone und eine Prachtstrasse, die direkt zum Meer führt, wo wir uns in einer kolonialen Casa mit Garten am Meer bei Anna Maria, einer pensionierten Juristin einquartieren. Eine Dame der alten Schule, Witwe und wie viele keine begeisterte Castro Anhängerin. Das Zimmer ist riesig, Betten, Kasten und Elektroinstallationen, die man nicht einmal im Museum findet.

Abends essen wir am Wasser Paella, 8.- CUC und grauslich, aber die anderen Gerichte wirken noch weniger einladend.

21.11.

Nach einem ausgezeichneten Frühstück im sonnigen Garten starten wir nach Trinidad, einem „Highlight“ jeder Kubareise. Dementsprechend werden wir von einer Horde „Schleppern“ empfangen, die sich als „Tour Guides“ um die Brieftaschen der Touristen konkurrieren. Und es gibt leider für beide Seiten mehr Tour Guides als Touristen. Wir fallen Alejandro in die Hände, der angeblich auf Gäste für genau die Pension wartet, die uns Anna Marie empfohlen hat wartet. Da seine Pension namens OMAR aber bereits ausgebucht wäre, bringt er uns in Andere, direkt im Zentrum. Das Auto parkt er uns in einer außerhalb gelegenen Garage, da man in der Innenstadt nicht sicher parken kann. Noch lange überlege ich, wie Alejandro wusste, dass wir die CASA OMAR suchen. Für uns Kubaneulinge alles sehr zweifelhaft. Aber wir beziehen unser sauberes Zimmer bei einer freundlichen Familie, und wir werfen uns in den Trubel der Stadt. Trinidad ist eine Mischung aus verfallenen Gebäuden, die zum größten Teil mit ungeheurem Charme mehr oder weniger renoviert wurden, und iust deshalb auch Weltkulturerbe. In ausgehöhlten Hausruinen wurden casa musicas eingerichtet, und so hört man vielerorts Salsarythmen, die sich, je näher der Abend kommt nur steigern. Nach dem Abendessen ergattern wir einen perfekten Sitzplatz in einem Treppencafe mit Liveauftritten und so beenden wir auch diesen Tag mit Mojitos und „Buena Vista“ Musik.

22.11.

Standesgerecht nehmen wir das „deayuno“ über den Dächern der Stadt auf unserer Dachterasse ein.

Wir haben Alejandro mein defektes China Iphone versprochen, gewissermaßen als Anreiz, den Wagen auch wieder zurückzubringen, und dafür bedankt er sich mit einem Gegengeschenk: Er schenkt uns 20.- CUC !!! um bei einem Freund COHIBAS um 30.- kaufen zu können, die sonst 50.- kosten würden. Reich beschenkt verlassen wir Alejandro und Trinidad mit 25 orginalverpackten COHIBAS im Gepäck.

Wie immer ist die Fahrt zu unserem nächsten Ziel, Sancta Spiritu auf Grund des geringen Verkehrs und der guten Strassen entspannend. Zuckerrohrfelder, kleine Dörfer und grüne Hügel wechseln einander ab. Nach Trinidad ist Sancta Spiritu eine stressfreie Abwechslung. Nicht die historischen Bauten und schönen Plätze, die es auch gibt stehen im Vordergrund, sondern moderne Märkte, Geschäfte und freundliche Menschen, die den Tourismus eher nebenbei abhandeln. Keine Tourguides, die einem mit Angeboten eindecken. Nach 2 Stunden fahren wir über die perfekte Autopista weiter nach Santa Clara, der Gedenkstätte Ches.

Santa Clara ist eine GrossStadt mit ca. 200.000 Einwohnern und dementsprechend stark ist auch das Verkehrsaufkommen selbst für kubanische Verhältnisse. Die vom Lonely Planet empfohlene Casa Florida ist leider voll, aber der Eigentümer bringt uns in der Nähe unter. Eine Casa zu finden ist nicht schwer, das Problem in den engen Gassen ist der Parkplatz fürs Auto.

Obwohl wir uns eigentlich vorgenommen haben, von nun an, und eingedeckt mit genügend pesos nationales, auf der Strasse zu essen folgen wir doch der LP Empfehlung und werden in der Casa Florida nicht enttäuscht. Salat, Fisch, Beigerichte, Grapefruit und Cafe für 8 CUC in einem tropischen Garten mit aufmerksamer Bedienung.

Wieder auf der Strasse dauert es nicht lange, und ein junger Kubaner spricht uns auf Deutsch an. Er benötige unsere Hilfe um seine Deutschkenntnisse für eine bevorstehende Prüfung zu verbessern. Mein Lehrerherz blüht auf und wir vereinbaren uns morgen im Cafe Literatura zu treffen.

Pa will nach Hause und ich streife noch ein bisschen durch die dunklen, halbverfallenen Gassen, und fühle mich dabei sicher. Wo gibt’s das sonst noch in Lateinamerika? Wenn die Kubaner die Veränderung wollen, und das zeichnet sich bei jedem Gespräch deutlicher ab, sollte man ihnen auch sagen, dass sich nicht alles zum Vorteil verändern wird.

Zwischen verliebten Pärchen mache ich es mir mit einer Dose Bier aus einer der vielen Bars noch auf einer Parkbank bequem und bewundere eine der vielen „alte Männergruppen“ die „Buena Vista“ gleich viele Pärchen zum spontanen Salsatanzen verführen. Der Himmel ist sternenklar, und ein warmer Wind zieht durch die Gassen, Wer spricht noch von der Revolution?


23.11.

Wie vereinbart treffen wir uns um 8 mit meinem „Schüler“, Antony, der mir seine Arbeit für die Deutschprüfung bei Cubantour vorliest. Daneben diskutieren wir über das tägliche Leben in Kuba, Politik und Verdienstmöglichkeiten. Mit dem Ende der UdSSR brach auch die massiv unterstützte Wirtschaft Kubas zusammen. Um den Ausfall zu ersetzen , wurde massiv, ähnlich der Industrialisierungswellen im Osten der Tourismus aufgebaut, mit dem Resultat, dass es nunmehr wie bereits der Bäcker gestern beschrieb, eine Mehrklassengesellschaft in Kuba gibt, eben mit oder ohne CUC. Endlich ist auch Pa überzeugt, dass man mit den kommunistischen Gehältern, ca. 20 CUC nicht überleben kann, und wir trennen uns von Anthony mit dem Versprechen, ihm ein Paket aus Österreich zu senden.

Ein Zufall, dass wir gerade in der Stadt Ches einen jungen, politisch interessierten Studenten treffen, der vom jetzigen System völlig desillusioniert ist und es lieber eher als später beendet sehen will. Akademiker die mit einem Hungerlohn überleben müssen, Professionalsten, die nur durch Diebstahl von Staatsgütern existieren können, und einen Beamtenapparat, der bis in die obersten Kreise durch und durch korrupt ist, stehen einer neuen Klasse gegenüber die durch Ihren Zugang zu Devisen und CUC die neue Elite bilden, den Torismussektor. Jeder Kellner in einem internationelen Hotel, jeder Autoverleih, jedes Zimmermädchen und jeder Taxichaffeur in einer der zahlreichen Tourismusenklaven verdient ein vielfaches des landesüblichen Monatsgehaltes von ca. 30CUC. Und gleichzeitig zerbricht die Solidarität und der Zusammenhalt, der die kubanische Gesellschaft trotz aller Probleme ausgezeichnet hat.

Der Anfang vom Ende scheint der Zusammenbruch der UdSSR gewesen zu sein, als der Große Bruder die Lieferung aller subventionierten Güter einstellte, die das Kunstprojekt „karibischer Kommunismus“ scheinbar funktionieren ließen.

Die kubanische Revolution erscheint wie ein Jugendtraum, ein Jungenabenteuer a la „Tom Sawyer“, angezettelt von Fidel, Camillo, Che und einigen anderen, die wollten, das Ihre idealistische Idee, Ihr Traum von Brüderlichkeit und Gerechtigkeit funktionierte. Und um diese Idee am Leben zu erhalten, war man bereit einen Pakt mit der UdSSR einzugehen, der Tausch einiger Ideale gegen die wirtschaftliche Basis, welche die Idee zum Überleben benötigte. Doch es gelang nie, swich von dieser Nabelschnur zu trennen, sie nur als das zu sehen, was sie eigentlich sein sollte, eine Starthilfe. Stattdessen, ähnlich der Entwicklungshilfe in Afrika war es viel zu bequem sich vom scheinbar endlos reichen „Bruder“ unterstützen zu lassen, und theoretische Ideen immer weiter und immer weiter weg von jeder wirtschaftlichen Praxis zu entwickeln. Hätten die großen Führer erkennen müssen, in welche Sackgasse sie ihr Land führen? Oder wurden sie immer weiter von einer neuen Schicht, den politischen Profiteuren von der Realität abgeschirmt, welche die kubanische Revolution wie ein potemkinsches Dorf präsentierten? Ein Dorf, abgeschirmt von der sich immer weiter entwickelnden globalen Realität

Die Notwendigkeit, die Wirtschaftshilfe durch den Tourismus zu ersetzen brachte nicht nur den Bazillus der Erkenntnis in dieses bisher scheinbar selbst und unabhängig existierende Habitat sondern war auch der Katalysator für das Entstehen einer neuen Gesellschaftsschicht, der CUC Gesellschaft. Personen die Zugang zu Devisen und somit zu den Gütern und auch Informationen hatten, von welchen Kuba bis zu diesem Zeitpunkt abgeschirmt war.

Ein Bäcker sagte uns, in Kuba gibt es Schichten,

1. Arbeiter und Bauern

2. Professionalisten

3. Kubaner die Familie im Ausland haben

4. Kubaner die im Ausland leben

5. die herrschende politische Klasse und

6. den Tourismussektor

Wir lassen die Stadt Che’s hinter uns und besuchen kurz Remedio, eine kleine, aber sehr gemütliche Kolonialstadt, wo wir um 10Pesos 2 Riesenportionen Eis verschlingen. Um von der Doppelwirtschaft, bei der eine Tasse Kafee 1 oder 50 Pesos kosten kann, noch lange genießen zu können, wechsle ich noch 1000 Pesos im Gegenwert von 40 CUC.

40 km weit zieht sich eine neue Strasse weit ins Inselparadies der Cayo Norte bis Santa Maria, eine Prachtstraße wenn man die Abwechslung zwischen Insel, Brücke Meer, Insel, Meer usw. liebt. Wir halten es 15km weit aus, dann drehen wir um und bezahlen auch noch 4 Cuc dafür.

Um 4 erreichen wir die Endstation des heutigen Tages, Moron, einer Art Einfallstor ins Gebiet der Cayo Coco. Wie immer geht die Zimmersuche schnell von statten, und wir kommen bei Teresa unter, deren für eine Casa Particulares riesengroßes Gelände gerade im Aufbau ist. Die Stadt selbst ist geradezu spektakulär unspektakulär, niemand nimmt von einem Touristen Notiz. Keine Prachtbauten, aber eine lange Hauptrasse mit Kirchen, obligaten Fast Food Lokalen einer Bierstube, Supermarkt und vor allen einem Paladares mit gutem Essen, das Pesos annimmt, in unserem Fall 110.-für 3 Bier, 2 Pizzas und 2 Toasts, sowie Cafe. In einem CUC Laden bekommt man dafür 2 Bier.

Bei Teresa noch eine Runde Fuchs und Henne, ich verliere wie üblich.

24.11.

Wie immer schlafe ich schlecht, aber Teresas sonniges Gemüt und ein ausgezeichnetes „Desayuno“ helfen sowohl darüber, als auch das schlechte Wetter hinweg. Ab und zu regnet es sogar, als wir noch kurz das touristische Highlight der Gegend ansehen, den „Lago Leche“, der mehr nach Schokolade als nach Milch aussieht.

Weiter geht es wieder über eine Dammstrasse auf die Cayo Coco, unserem nächsten AI Paradies, wo wir nach einigen Irrfahrten gegen Mittag im „Balcones“, besser bekannt als „Blue Bay Resort“, wo wir ein komfortables Zimmer in einem grünen Bungalow beziehen, und nach einem Spziergang den Tag am riesigen Pool verbringen, bevor wir uns wieder in das bereits bekannte Buffet Abenteuer stürzen.

25.11.11

Die Anlage ist zwar kleiner als unser Hotel in Varadero, aber entsprechend seiner **** Bewertung auch luxeriöser. Das Essen etwas feiner, die Zimmer viel Schöner. Trotzdem war der Strand in Varadero viel schöner, die Existenz eines Ortes interessanter und auch die Stimmung auf Grund der gemischteren Gäste besser. Aber wir haben es kennengelernt, und man kann hier auf Grund der fehlenden Abwechslung herrlich 2Tage entspannen. Nach einer leider schlechten Nacht, zu viele Mojitos, zu spätes Abendessen und zu viel Kaffee mit Rum? starte ich mit Übungen und einem langen Poolbesuch in den neuen Tag.

27.11. Cayo Coco - Camaguey

Ein neuer Tag, eine neue Stadt. Camaguey ist nach 22o km schnell über die Autopista erreicht. Wir quartieren uns ins Hotel Isla de Cuba, zentral gelegen, direkt an der Republica, die am Sonntag ähnlich der Rambla in Barcelona als Gastgarten, Orchesterbühne und Schweinebraterei fungiert. Unser Hotel *, ist sauber, Kühlschrank, AC incl. Frühstücksbuffet 28:-. Der Wagen wird in einer gegenüberliegenden Garage verstaut, und wir begeben uns auf Erkundigung. Viel kolonialer Flair, der sich in kleinen verwinkelten Gässchen versteckt oder auf mehreren großen Plätzten stolz aufgeputzt wurde. Sonntag ist ein guter Tag zum Erekunden und wenn man die Hauptwege verlässt befindet man sich sofort zwischen spilenenden Kindern und dösenden Senoras, Kochenden Großmüttern und Auto waschenden Senores.

Bei einem Cafe im Cafe Ciudad lernen wir Silvia kennen, die uns erklärt dass alle Pensionisten die Möglichkeit haben, durch Kleinverkauf, wie in Ihrem Fall Erdnüsse als Unternehmer ihr Einkommen, ca. 20.- im Monat aufzubessern. Wie so oft hören wir, dass man davon nicht leben kann, aber man lebt.

Da wir unsere Pesos aufbrauchen wollen, probieren wir unser Glück in einem Fast Food Lokal. Und dieses Lokal kann sich etwas auf die Fahne heften, was noch niemand zuvor gelungen zu sein scheint, Pa lässt sein Essen, eine kalte, komisch schmeckende Paste zwischen zähen Brötchen stehen, den Hamburger Special. Wir trösten uns im Copellia, der staatlichen Eiskette bei 6 Kugeln Eis um 0,30.- und landen wir wieder im Ciudad bei Bier und Sandwich, obwohl es in der Stadt viele Lokale geben würde, und auch die Schweinebratereien verführerisch duften.

28.11.

Camaguey - Bayamo

Nach einem guten Frühstück schwingen wir die Hufe in Richtung Las Tunas. Der geplante Besuch im Eissalon fällt wegen Schlangenbildung flach, dafür lernen wir auf der Terasse des Cadillac bei einem guten Cappuchino einige Expats aus Deutschland und einen Franzosen kennen, der mit Pa sofort die Probleme der Welt im allgemeinen und die Kubas und Frankreichs durchkaut. Besonders stört ihn, dass auf alle Importprodukte extrem hohe Einfuhrzölle verrechnet werden.

140 km weiter und 90 Minuten später erreichen wir Bayamo, ein verschlafenes Städtchen mit einem direkt am Plaza gelegenen Hotel, Royalton, in dem wir uns trotz oder gerade wegen des Boutique Statuses einquartieren. Unser Blick ist wirklich Royal, direkt auf die Plaza.

In der wunderschönen, mit Kunstwerken verzierten Fußgängerzone gibt es genügend Möglichkeiten, mit Pesos zu bezahlen und schließlich enden wir wieder bei einem Riesenbecher Eis im warmen Gastgarten.

Die Lokalsuche ist schwierig wie immer. Es gibt viele Paladerias, aber alle sind leer. Sind wir zu früh oder ist diese Leere üblich, wir finden es nicht raus und essen einige Cracker und ein Bier.

Auffällig, dass seit wir aus dem Resort sind, das Wetter herrlich, sonnig, heiß ist.

29.11. Bayamo - Baracoa

Die Nacht wurde leider etwas durch die nahe Kirchturmsuhr unterbrochen, aber das Betrachten des morgendlichen Treibens auf dem Platz macht dies allemal wett.

Eine lange Strecke liegt vor uns, 350 km, unterbrochen nur durch Guantanamo, auf unserem Weg zur karibischen „Perle“, Baracoa.

Wie Las Tunas gefällt mir auch Guantanamo sehr gut, da es so herrlich untouristisch ist. Einige koloniale Gebäude um die vielen Plätze, viel Leben, aber kaum Ausländer minimieren die Bettelei, Ansprecherei, Abzockerei völlig. In der Casa Trofea wird um 12 ein Live Konzert geboten, dass Bier kostet 0,50.- also eine Stadt zum länger bleiben.

Aber unser Zeitplan ist eng und vor uns lieht die Farelia, eine 50km lange Haarnadelkurvenreiche Strecke durch die Berge, an deren Kurven die Einheimischen Früchte, Kaffee und Schokolade verkaufen. Schwieriger beschrieben als sie tatsächlich ist, zumindest bei Schönwetter haben wir Baracoa bald erreicht und quartieren uns bei Nelsy ein, die sofort unsere enge Beziehung erkennt und uns das rosarote Zimmer zur Verfügung stellt, mit Balkon auf die Strasse. Und wenn die sehr nette und sehr geschäftstüchtige Nelsy rosa sagt, meint sie das. Alles ist rasa oder mit rosa Plüsch und Spitzen überzogen, Bett, Tapete, Tisch und Kühlschrank, Seife und Toilettpapier.

Die Stadt selbst ist klein, das Zentrum in 30 Minuten erforscht, aber sehr touristisch und daher mit einem guten Angebot an Bars, Musikhäusern und Restaurants. Wie empfohlen essen wir in unserer Casa, wo Nelsys nicht minder leichter und geschäftstüchtige Tochter uns Fisch in Kokosnusssoße auf der Dachterasse serviert. Wir treffen noch Ann und Ulla, zwei junge Schwedinnen, die uns erzählen was man als jugendliche Blondinnen in diesem Land alles erlebt. Schade dass i8ch nicht mehr blond bin. Pa geht ins Bett und ich genehmige mir noch zwei Mojitos mit Livemusik in einer nahen Bar.

30.11.

Bayamo -Santiago

Auch das Frühstück wird auf der Terasse, jetzt mit Blick aufs Meer eingenommen, und dann verteilt Pa einige Hosen und Hemden an junge Männer die wir gestern kennengelernt haben, und die scheinbar wirklich nur einige Fetzen besitzen. Ich liefere Tantes Blutzuckertester in einer Landklinik namens Hospitale Rural de Che ab und ernte begeisterte Reaktionen, Hi Tech hält Einzug in Baracoa und wir brechen auf ins brausende Santiago, der zweitgrößten Stadt Kubas mit 150.000 Einwohnern.

Sandra Pita wurde uns als Gastgeberin empfohlen und so ersparen wir uns die Sucherei und können schon um 2 unser Zimmer beziehen. Die Adresse haben wir dank NÜVI, einem der wichtigsten Gegenstände der Reise im Nu gefunden. Das Auto wird wieder um die Ecke geparkt, 2.- mit Wächter und wir marschieren los.

In Santiago benötigt man einige Stunden, um die wichtigsten Attraktionen zu erreichen, aber auch hier ist alles sehr zentral. Auf der Terasse des Hotels Casa Grande verschaffen wir uns einen Überblick, spazieren dann über die Aguliera, kilometerlangen Fußgängerzone zu den Moncada Baracken und wieder retour. Dabei, wahrscheinlich wegen Pas hilflosem Dackelblick, erregen wir das Mitleid und Interesse zweier heißblütiger, junger Senoritas die sich gleich auf einen Cafe einladen. Dies erregt wieder her das Missfallen der dortigen Bedienung, die wahrscheinlich auch lieber mit uns durch die Stadt ziehen würde als Cafe an alternde Playboys und deren junge chices auszuschenken. Auf Grund unserer Generosität, Cafe kostet 0,05.- erkennen die Damen unsere Möglichkeiten und planen schon einen ganzen Abend mit uns, sehr zu unserem steigenden Unwohl und Misstrauen. Wir verabschieden uns schnell und beschliessen den geplanten Treffpunkt, die dortige Casa Trofa in jedem Fall zu meiden.

Kurz bei Rita entspannt geht’s wieder auf Lokalsuche, und wie immer findet man nicht wirklich etwas. Ich nehme ein Sandwich auf der Strasse, meine zunehmende Ernährungsquelle, und Pa probiert wieder Fast Food, diesmal aber ohne „Hamburger Spezial“

Und wie „el Diabolo“ es will tanzen unsere zwei Grazien in unser Lokal, weit weg vom Treffpunkt. Da Pa trotz obiger Absprache immer mehr Interesse an der kleineren Senorita zeigt, , lustiges Gesicht, schiefe Zähnchen, molliges Bäuchlein, präsentabler Vorbau, eng und kurze Jeanshose um eingeschnürten Stockhintern macht sich Ihre Freundin, apartes Gesicht und Wurstkörper in enger, weißer Wursthülle an mich ran. Und ranmachen heißt ranmachen. Neben durchaus interessanten Gesprächen in meinem Rudimentärspanisch, in welchem die beiden die allgemeinen Probleme für junge Kubaner und ihre speziellen als ledige Mütter in dieser Zeit des Stillstandes beschreiben „muy problemo“ gehen die zwei auch immer mehr auf Tuchfühlung. Pa‘s ausgeprägtes und zur Schau gestelltes Interesse entschärft die Situation nicht wirklich, und so enden wir nach 2 Musikbarbesuchen, ca 6 Bieren und 30.- ärmer an unserer Haustür. Dort muss ich 3 ziemlich entäuschten Gesichtern erklären, dass der Abend zumindest für mich, und somit auch für Pa zu Ende ist, und alle Absprachen, die er getroffen hat, zumindest soweit sie mich betreffen keine Gültigkeit haben. Nicht nur die Augen der kleinen Senorita, meine hat glücklicherweise schon seit einiger Zeit wegen mangelnder körperlicher Reaktion aufgegeben, brechen in Verzweiflung, sondern auch Dads Herz.

1.12.

Santiago - Giberia

Beim Morgenspaziergang durch „El Tivoli“, dem pittoresken Stadtteil am Meer diskutieren Pa und ich den gestrigen Abend durch. Frühstück gibt’s bei Senora am Gitter, 4 Cafe um 0,20.- total und Brot vom Bäcker. Der Abschied von Rita ist herzlich und leider auch schnell und so bemerke ich erst 120km weiter, dass ich meinen ipod vergessen habe. Ärger, Ärger, aber zurückfahren freut mich trotzdem nicht, und so erreichen wir mit dem letzten Benzin Holguin.

Wieder eine Stadt ohne Touristen aber gutem Eissalon und einer Casa Trofa, in dem gerade „Son“, eine Art karibischer Vodootanz mit starken afrikanischen Einflüssen in Kostümen aufgeführt wird.

Eine Stunde später erreichen wir unter Pa`s Lamentei Giberia. Obwohl ich schon ein sehr schönes Hostal namens „Buena Vista“ ausgesucht hatte landen wir dank findiger Vermittler bei Omar, der seine Casa zu einer Mischung aus tropischer Dschungel und Bauerhof ausgebaut hat. Der Eindruck des eigentlich malerisch am Meer gelegen Ortes leidet unter dem Wetter, Pa`s Liebeskummers und meines vergessenen ipods, aber das herrliche Abendessen, das uns Omars Frau serviert macht alles wieder gut. Trotzdem merkt man schon eine gewisse Reisemüdigkeit.

2.12.

Omar war unsere letzte Casa und zumindest vom Essen und Ambiente her ein würdige Abschluss obwohl ich doch lieber im gleich teuren, unpersönlicheren aber luxuriöseren Hostal genächtigt hätte. Wir machen Omars Frau noch zahlreiche Komplimente über ihre Küche, die so gut ankommen, dass wir noch zur Nachbarschaft geführt werden, um sie dort zu wiederholen.

Das besondere am Reisen ist, dass man nie genau weiß, was einem am kommenden Tag erwartet, und so sind wir auch schon bereits in Gedanken in unserem ca. 30km über eine Schotterstrasse erreichbare Luxusresort, als wir in die unbefestigte Piste einbiegen. Und diese Piste entwickelt auf Grund des nächtlichen starken Regens bald afrikanische Qualitäten. Um de Strassengötter gut zu stimmen, nehme ich sogar eine Autostopperin, die im knöchelhochen Dreck watet mit, aber es hilft nichts. Nach 3 km, unzähligen tiefen Wasserdurchfahrten, die fühlbar die Elektronik unseres Chinesen verwirren, langen Schlammstrecken, die den Wagen optisch in einen Panzer verwandeln gebe ich auf und erreiche mit letzter Motorkraft im strömenden Regen die asphaltierte Strasse. Der Umweg führt wieder zurück nach Holguin und beträgt 90km. Zudem müssen wir auch noch eine Garage finden, die aus unserem Dreckhaufen wieder ein Auto macht, bevor wir dieses retournieren. Nach einer längeren Diskussion, über den Preis der Wagenwäsche, in derem Verlauf wir schon vomn Waschplatz verwiesen wurden strahlt unser Auto wieder. Bis wir den Motorraum öffnen, der wie die Uferböschung des Nils wirkt. Schilf, Schlamm, Dreck haben den Motorraum in ein Biotop verwandelt. Auch das wird behoben, und mit auf Grund der Motorwäsche leuchtender Elektronikwarnlampe und rumpelndem Motor erreichen wir nach einer weiteren Stunde das „Play Pesquera *****“

Der Luxus hat uns wieder.

Lonely Planet beschreibt die Anlage

Und untertreibt dabei noch. Für drei Tage stellt sich für uns nur die Frage nach Wetter, welche Cocktails wer holt, und ob wir Buffet oder al a card essen? Wir liegen am weißen Strand, lassen uns die Getränke in unseren neu erstandenen Riesenbechern, eine nützliche Anschaffung um die kleinen Plastikbecher zu ersetzen bringen, Pa geht in die Sauna und ich nach dem Training in einen der 4 Whirlpools. Eigentlich schade, dass dieses Resort unser letztes und nicht das erste war, denn wir sind schon so übersättigt, das wir an den letzten Tagen schon auf einige Mahlzeiten verzichten. Trotzdem haben wir beide ca. 2 kg zugenommen. 3 Tage Resort sind das Maximum, länger könnte man es nicht aushalten.

8.12.

Holguin – Havanna

Um 18 Uhr checken wir aus und ein Taxi bringt uns um 45.- zum ca. 40 km entfernten Flughafen. Mit einer 737-800, die von außen durchaus akzeptabel aussieht fliegen wir über Santiago nach Havanna wo wir um 11.30 landen. War auf Grund der schlechten Reputation der kubanischen Fluggesellschaften etwas beunruhigt, vor allem auch wegen des nicht geplanten Zwischenstopps in Santiago, aber alles verlief ruhig, und so kamen wir am 9.12., um 0.30 in unserem letzten Reiseziel, dem Hotel Occidental Miramare in Miramare, dem luxuriösen Diplomatenviertel Havannas an.

Nach einer kurzen Nacht und einem guten Frühstück fahren wir mit dem Taxi um 5.- zum Plaza de Revolucion und wandern von dort durch Vadedo.

Danach liegen wir noch einige Stunden am großen Pool und versorgen uns im Diplomatensupermarkt mit einigen Spezialitäten die wir in unserem Zimmer verspeisen. Abends zwei obligate Schach, die wie schon den ganzen Urlaub unentschieden ausgehen, und ein kurzer Besuch an der Hotelbar, wo eine Liveband lautstark aufspielt.



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